TyP steht für „Typografische Plattform“ der Universität der Künste
Berlin und versteht sich als kuratierte Sammlung von studentischen
Schriftentwürfen, -experimenten und -modifikationen, die innerhalb der
UdK sowie ihrer Vorgänger-Institutionen konzipiert wurden. Der Begriff
„Archiv“ wird dabei absichtlich vermieden, da kein Anspruch auf
Vollständigkeit erhoben wird. Dennoch leistet die Zusammenstellung von
Schriftansätzen einen historischen Beitrag zur Universitätsgeschichte.
Damals wie heute haben sich Studierende mit dem Thema der
Schriftgestaltung auseinander gesetzt, doch viele der entstandenen
Arbeiten bleiben undokumentiert oder unbemerkt. Auch wenn die UdK keinen
eigenständigen Studienschwerpunkt im Bereich „Type Design“ anbietet,
sind etliche interessante Schriftansätze entstanden. Diese Plattform
möchte daher einen Einblick in die Schriften, unabhängig von ihrem
Umfang oder ihrer Fertigstellung, gewähren und ihnen somit
Aufmerksamkeit schenken.
Das Projekt entstand als
Bachelorarbeit von Lucas Liccini, betreut und geprüft von KM Constanze
Hein, Prof. Fons Hickmann und Prof. Dr. Kathrin Peters. Das Vorgehen ist
von einem Seminar der ehemaligen künstlerischen Mitarbeitenden der
Klasse Hickmann, Martin Conrads und Franziska Morlok, inspiriert. Die
Veranstaltung trug den Titel „Schriften aus dem Archiv der UdK Berlin“.
Die Sammlung besteht momentan aus 96 Entwürfen. Jede
Schrifttype wird mit jeweils ca. fünf Begriffen aus dem Keyword-Manual
des Flusser Archivs einführend inszeniert. Diese Liste von Schlagwörtern
wurde u.a. von Edith Flusser zur Errichtung des Archivs erstellt um alle
Texte und Typoskripte Vilém Flussers thematisch zu klassifizieren und
archivarisch zu sortieren. Folgende Begriffe wurden nicht verwendet, um
potenzielle Missverständnisse zu vermeiden. Zur Vollständigkeit werden
sie hier genannt, nicht zuletzt, um den politisch-historischen
Entstehungskontext wiederzugeben: Afrika, Afrikan. Kultur; Araber,
Arabien; Auschwitz; Christentum; Christl. Weltanschauung; Deutschland;
Faschismus; Germanen; Judenchristentum; Jude-Sein; Jüdisch-griech.
Weltanschauung; Jüdische Kultur u. Denken; Nationalismus; Nazismus.
Nicht
jede Schrift ist als solche auch anwendbar. Unter der Rubrik „Funde“
befinden sich daher neben den anwendbaren Schriften auch eine Auswahl
studentischer Arbeiten die wesentlich mit einer eigenen
Schriftgestaltung konzipiert wurden. Unter „Chronik“ lassen sich
Lehrende historisch zurück verfolgen, die seit 1884 im Entferntesten im
Bereich „Schriftkunde, Typografie“ an der UdK und ihren
Vorgängereinrichtungen tätig waren.
Für das Projekt wurde
eine Hausschrift erstellt, eine monospaced Version der Akzidenz Grotesk,
deren Entstehungsgeschichte bis heute ein ungeklärtes Rätsel bleibt.
Etliche Theorien zu ihrer ursprünglichen Herkunft konnten weder bewiesen
noch bestätigt werden. Laut Günther Gerhard Lange schuf um 1880 der
Schriftschneider Ferdinand Theinhardt die Schrift als „Royal Grotesk“
für die Publikationen der Königlich Preußischen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin, einer Vörgängereinrichtung der Universität der
Künste. Glaubt man dieser Theorie, dann bildet so gesehen die Akzidenz
den Beginn der Schriftgestaltungshistorie der UdK. (Vergleichbare
Ansätze einer monospaced Akzidenz Grotesk: A G M von Hubert & Fischer
oder EF Cash von Günther Flake.) Indra Kupferschmid bietet auf ihrem
Blog eine Analyse zur Herleitung der Akzidenz Grotesk:
www.kupferschrift.de
TyP wurde mit Hilfe des „Cloud Atlas“ Systems gebaut und
liegt auf dem Server des Medienhauses der UdK. Das System wurde von
Daniel D. Hromada entworfen und programmiert. Zum Schutz der
Schriftentwürfe befinden sich keine Schriftdateien auf dieser Seite. Bei
Interesse zu den jeweiligen Schriften befindet sich eine
Kontaktmöglichkeit auf jeder Detailseite. Bei weiteren Fragen oder
Kommentaren steht folgende Email zur Verfügung: info (at) typ-udk.de
Ein
großes Dankeschön geht an die Prüfungskommission sowie alle
Studierenden, aktuelle wie ehemalige, die ihre Schriften zum Projekt
verfügbar gemacht haben. Des Weiteren soll an dieser Stelle noch
folgenden Personen gedankt werden, die zur Entstehung des Projekts
beigetragen oder geholfen haben: Daniel D. Hromada, das UdK-Archiv
(insbesondere Dr. Dietmar Schenk und Antje Kalcher), das Flusser Archiv
(insbesondere Alexander W. Schindler), Felix Walser, Dan Reynolds,
Slawek Michalt, Jenny Baese, Ferdinand Ulrich, Elias Hanzer, Florian
Zia, Pauleena Chbib.